Kategorien
Gesellschaft

Ist die Klimabewegung rassistisch?

Ein etwa siebenminütiges Video der ZDF Kulturzeit über die Klimaschutzbewegung wirft interessante Fragen auf. Hier ein paar wortgetreue Auszüge:

„Seltsame Dinge passieren in der Klimabewegung. Während weiße Aktivistinnen wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer omnipräsent sind, bleibt für Klimaaktivisten mit dunkler Hautfarbe nur die zweite Reihe.

Fridays for Future (FFF) hat den Anspruch für Menschen aus aller Welt zu sprechen. Ist die europäische Klimaschutzbewegung zu weiß? Ist FFF am Ende sogar rassistisch?

Der Klimaschutz hat sich zu einer weißen Oberschichtveranstaltung entwickelt, denn diese Menschen sind am wenigsten vom Klimawandel betroffen. Es sind ethnischen Minderheiten, die Arbeiterklasse, aber auch Frauen, die überall auf der Welt deutlich mehr unter dem Klimawandel zu leiden haben als sie. Und deshalb müssen wir uns den Klimaschutz von der weißen Oberschicht zurückholen, damit der Kampf gegen die Erderwärmung für diejenigen Menschen geführt wird, die ihn am meisten brauchen.“

Nun also nochmal zur im Titel gestellten Frage: Kann eine Klimaschutzbewegung rassistisch sein? Sollte der deutsche oder europäische Klimaschutz von weniger Weißen vertreten werden, weil er sonst rassistisch ist? Oder liegt es in der Natur der Dinge, dass in Europa oder Deutschland mehr Weiße leben und somit in den etwaigen Bewegungen überproportional viel Weiße vertreten sind?

Ist die Erderwärmung tatsächlich etwas, was die Menschen unterschiedlich hart trifft – die Oberschicht, oder Männer, weniger als die Unterschicht, oder Frauen? Und wenn dem tatsächlich so sein sollte, sollte sich die Oberschicht deshalb nicht mehr im Klimaschutz engagieren?

Muss sich FFF die „Bewegung von den Weißen zurückholen“? Haben die Weißen sie denn jemand anderem „weggenommen“, oder war die Bewegung nicht von Vorneherein eher durch Weiße vertreten, denn durch People of Colour? Sollten bei FFF deshalb evtl. Quoten eingeführt werden, bevor man weiter gegen das Klimadesaster kämpft? Würde man dann noch genug Kämpfer zusammenbekommen?

Sollte es bei einem Kampf gegen ein großes, gemeinsames Problem, nicht auch gemeinsam am selben Strang gezogen werden, anstatt Grabenkämpfe zu veranstalten? Ist es nicht egal, wer die Welt rettet, Hauptsache, die Welt wird gerettet?

Oder geht es schlussendlich gar nicht um die Rettung der Umwelt? Geht es viel eher um die Selbstbestätigung jener sich beschwerenden Gruppen? Ist es ein Hadern mit der (vermeintlichen) Untätigkeit der eigenen Nationalitäten? Nationalitäten, deren Probleme eventuell anders aussehen und dringender sind, als für den Klimaschutz zu kämpfen? Eine Unzufriedenheit, die man lieber auf andere projiziert, als an der eigentlichen Wurzel des Problems anzusetzen? Ist man vielleicht selber überprivilegiert und gehört zur selben Gruppe, die man so stark kritisiert?

Egal wie die Antworten lauten mögen und was man von Fridays for Future halten mag, so scheint es aktuell dringendere Probleme zu geben, als sich in solchen Scheingefechten zu verlieren.