Das westliche Geldsystem beruht im Wesentlichen auf drei Säulen: Dem Schuldgeld, der beständigen Geldmengenausweitung und dem Börsen- und Finanzgeschäft. Den meisten Menschen sind diese Dinge zu kompliziert, so dass sie sich damit nicht beschäftigen und viele Wirtschaftsexperten benutzen ein schwer verständliches Fachvokabular. Eigentlich ist es aber sehr einfach, die Mechanismen hinter dem Finanzsystem zu verstehen.
Jedes Geld ist Schuldgeld. Geld kommt immer nur als Schulden in die Welt, wenn eine Privatperson, eine Firma oder ein Staat einen Kredit aufnimmt. Wird der Kredit zurückgezahlt, ist das Geld wieder weg. Aber weil man Zinsen auf Kredite zahlen muss, erhöht sich die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes stetig. An den Börsen und Finanzmärkten geschehen derweil Spekulationen und Geschäfte ohne jede materielle Grundlage. Es wird nicht um echte Werte wie Fabriken, Produkte oder lukrative Aufträge gefeilscht, sondern es wird buchstäblich gewettet, was als nächstes passieren wird. Der Geldwert dieser immateriellen Geschäfte ist mittlerweile um einiges größer als der von materiellen Geschäften.
So wird deutlich, dass das Geld notwendigerweise immer mehr an Wert verliert. Schaut man sich die Investitionen bekannter Milliardäre an, zeigt sich, dass sie aktuell großflächig in materielle Dinge wie Acker- und Weideland, Immobilien usw. investieren.
Wer kein Milliardär ist, aber ein wenig Geld auf der hohen Kante hat, kann es in physischem Edelmetall, Kryptowährung und/oder Immobilien investieren. Alle drei Möglichkeiten haben ihre Risiken (Diebstahl des Edelmetalls, ggf. Umtauschprobleme bei Krypto und laufende Kosten bei Immobilien), sind aber in stürmischen Zeiten sicherer als Geld auf dem Konto oder als Bargeld (das vor der Entwertung nicht sicher ist) zu horten oder in Aktien zu investieren.
Wie der Börsenexperte Raimund Brichta z.B. in seinem so informativen wie amüsanten Wirtschafts-Podcast für NTV aufgezeigt hat, nehmen die Banken nicht, wie man sich das landläufig vorstellt, das Geld, das sie einem leihen, aus ihrem Tresor, sondern schaffen es einfach per Knopfdruck, sozusagen aus dem Nichts. Zwar gibt es eine Sicherung, das Zentralbankgeld, das als Kredit der Hausbank von der Zentralbank oder als Bargeld in Umlauf gebracht wird, aber die Banken müssen weniger als 10% ihrer Kreditvergaben auf diese Weise absichern.
Dadurch, dass die Banken Zinsen auf die Kredite nehmen, die Privatpersonen, Firmen und Staaten bei ihnen aufnehmen, entsteht notwendigerweise immer mehr Geld. Auch die Zentralbank kann Zentralbankgeld in unbegrenzter Menge als Bargeld drucken oder als Kredit an Banken vergeben, Brichta findet die Vorstellung, dass ein Staat seine Schulden abzahlt, geradezu lächerlich.
Stattdessen gibt es immer mehr Geld, das logischerweise immer weniger wert ist, wenn die Warenmenge nicht im gleichen Maße wächst wie die Geldmenge. Deswegen kostet ein Brötchen heute keine 5 Pfennig mehr, sondern 50 Cent. Dazu kommt, dass der größte Teil der Geldmenge an der Börse und in Finanzpaketen steckt, die keinerlei materielle Grundlage haben, sondern schlicht über Spekulationen, Wetten und Prognosen funktionieren. So kann ein Aktionär Geld damit machen, wenn er (korrekt) vorhersagt, dass eine Aktie steigen oder fallen wird. Es ist ein wenig wie beim Glücksspiel.
Finanzexperten wie Brichta wissen, dass auf diese Weise einerseits sich immer mehr Geld in immer weniger Händen sammelt und für den „kleinen Mann“ andererseits alles immer teurer wird. Das ist übrigens noch keine Inflation, sondern nur Preissteigerung. Inflation bedeutet, dass auch die Löhne steigen, dann wieder die Preise, und so weiter. Das kann sich zur Hyperinflation steigern, in welcher die Preise täglich, ja stündlich steigen, bis man wie in den 20ern des letzten Jahrhunderts mit einer Schubkarre voll Geld zum Bäcker geht (und Diebe vielleicht die Schubkarre klauen, die Milliarden darin aber liegen lassen).
Was wir seit Beginn dieses Jahrtausends erleben ist also keine Inflation, sondern eine Preissteigerung. Die Löhne steigen kaum, im Gegenteil, immer mehr Arbeitsplätze im Billiglohn- und Zeitarbeits-Sektor sind entstanden und viele Berufe, die noch in den 90ern genug abwarfen, um mit einem einzelnen Einkommen eine Familie zu ernähren, genügen nicht mehr, um die Rechnungen zu bezahlen, ganz zu schweigen von einem einigermaßen luxuriösen Lebensstil mit Familienurlaub und so weiter. Die von den meisten großen Firmen beförderte Angewohnheit vieler Konsumenten, Dinge auf Pump zu kaufen und in kleinen Raten abzustottern, beschleunigt diesen Prozess noch. Denn das Paradoxe an der Situation ist: Es wäre genug für alle da, zumindest in den europäischen Ländern. Auch nach 2 Jahren pandemiebedingter Pleiten und Einbußen, sowie einigen Monaten Krieg in der Ukraine, gibt es nur vereinzelte Lieferengpässe. Wer in die großen Kaufhausketten geht, findet dort alle möglichen Waren. Nur kann er sie sich oft nicht leisten oder muss sie eben auf Pump kaufen.
Es wäre problemlos möglich, die Steuern um 5 oder auch 10% zu senken. Die Einführung von Hartz IV und die in den letzten Jahren kaum erhöhten Renten wurden von der Politik damit begründet, dass kein Geld da sei. Die Einführung des Euro hat die Kaufkraft der meisten Haushalte halbiert. Als dann 2008 die Finanzkrise ausbrach, hat man, um mit dem oben genannten Brichta zu sprechen, einfach so lange Geld auf die Pleitebanken gesprüht, bis es wieder ging. Und als sich 2015 vor allem Arbeitslose und Geringverdiener Sorgen machten, dass der Flüchtlingsstrom zu Verteilungskämpfen am unteren gesellschaftlichen Rand führen würde, verkündete die damalige Bundeskanzlerin Merkel, der Staat habe genug Geld, keiner müsse Nachteile befürchten.
Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich daraus, dass die Politiker einerseits schon versuchen müssen, die Neuverschuldung zu begrenzen und zu „sparen“, nicht nur weil die EU-Richtlinien das so vorschreiben, sondern auch um den Anschein zu erwecken, dass mehr hinter dem Geldsystem stecken würde als pures Vertrauen. Wenn aber „Not am Mann“ ist, dann sind Staaten dazu in der Lage, schier unglaubliche Summen zu leihen und mit Staatsanleihen abzusichern, wie es Deutschland auch im Zuge der Corona-Pandemie getan hat, um Corona-Hilfen, Corona-Tests und Corona-Impfungen (etc.) zu bezahlen.
So lange Anleger Staatsanleihen als sicher ansehen und in sie investieren, was in Nicht-Krisenzeiten auch eine gute Strategie ist (eine private Firma kann insolvent gehen, eine Aktie im Kurs einbrechen, ein Staat löst sich dagegen nicht so schnell auf), wird in Krisen- und Kriegszeiten aber riskant:
Nach beiden Weltkriegen griffen die Staaten (auch die USA und Großbritannien) auf großflächige Enteignungen der Privatvermögen ihrer Bürger zurück und die Anleger, die in Staatsanleihen investiert hatten (wozu man vor und im Krieg sogar als „patriotische Pflicht“ aufrief und zum Teil sogar per Zwangsverordnung anwies) hatten das Nachsehen, weil auch ein Staat, der aufgrund des Krieges pleite gegangen ist, seine Schulden nicht zurückzahlen kann, genauso wie ein privater Kreditnehmer, der insolvent wird.
Im aktuellen Konflikt, selbst wenn er (wie zu hoffen ist) auf die Ukraine beschränkt bleibt und bald beigelegt wird, ist finanzpolitisch vor allem ein Ereignis bemerkenswert:
Putin hat eingefordert, dass Öl- und Gaslieferungen Russlands (halb Europa ist davon abhängig) fortan in Rubel bezahlt werden und gleichzeitig einen Goldstandard eingeführt (der Dollar ist seit 1971 nicht mehr an Goldwerte gebunden, sondern an Öl). Die Chinesen verkaufen seit Jahren in Milliardenhöhe Dollars (sie hatten zuvor großflächig in Dollar investiert).
Zwei Szenarien sind vorstellbar: Entweder es kommt zu einer wirtschaftlichen Zweiteilung der Welt, in welcher das Dollarimperium der USA nicht mehr die Welt umspannt oder das Dollarsystem – und damit auch der Euro, der mehr oder weniger eine Unterwährung des Dollars ist – bricht zusammen.
Die zweite Möglichkeit ist nicht so abwegig, wie sie vielleicht scheint. Wenn die Anleger das Vertrauen in den Dollar als Standardwährung verlieren, z.B. weil sie im von Russland und China dominierten Wirtschaftsraum nicht mehr damit einkaufen und spekulieren können, dann werden sie dem Beispiel Chinas folgen und in andere Währungen oder Sachwerte investieren, was zum Teil schon geschieht.
Für uns Europäer bedeutet das, dass der Euro vielleicht kurzzeitig eine Aufwertung gegenüber dem Dollar erfährt, was angesichts der harten Sanktionspolitik der EU gegenüber Russland, welche die EU-Länder ja auch trifft (bzw. eher noch mehr, weil die EU auf Importe aus Russland, China und dem Rest der Welt angewiesen ist, während die Russen, Chinesen und die arabischen Ölstaaten auch an andere Abnehmer verkaufen können) aber unwahrscheinlich erscheint bzw. nur von kurzer Dauer sein wird.
Sollte der Dollar tatsächlich fallen, wird ihm der Euro folgen. Nur Länder, die sich dann mit einer nationalen Währung neu aufstellen und Privatpersonen, die ihr Vermögen in andere Werte als Euros und Dollars angelegt haben, werden sich davon erholen. Die meisten Staaten Europas sehen dann dem Staatsbankrott entgegen und die meisten Privatpersonen einem leeren Konto.
Leider zeigt die historische Erfahrung, dass bei Währungsreformen Vermögen harsch eingeschnitten, Schulden aber in voller Höhe übertragen werden. Es ist also auch nicht unklug, wenn man aus der Verschuldung herauskommt (wie gesagt, alle, die Kredite aufgenommen haben, sind verschuldet, was für den Einzelnen so lange kein Problem ist, wie er die Rückzahlung und die Zinsen bedienen kann), um nicht in der Überschuldung zu landen.
Wenn es also irgendwann nötig sein sollte, ein neues Geldsystem zu schaffen, sollten die Bürger darauf achten, dass das neue Geld sicher ist und nicht auf die Art und Weise missbraucht werden kann, wie es derzeit geschieht. Das ist gar nicht schwierig: Das Geld muss an Gold oder einem anderen Wert (auch Lithium oder andere seltene Rohstoffe bieten sich an) gebunden sein. Der Staat sollte die Geldmengenausweitung begrenzen, z.B. indem er selbst das Geld herausgibt (das passiert derzeit wie gesagt nicht, die Zentralbanken haben das alleinige Recht, Geld herauszugeben). Das Wichtigste ist, dass die Menschen dem neuen Zahlungsmittel vertrauen und anfangen, es gegen Waren und Dienstleistungen zu tauschen. Auch das System der „Fiat Money“, des Schaffens von Geld aus dem Nichts durch die Banken und die Gewinnerzielung der Banken durch Zinsnahme sollte überdacht werden. Es ist wenig bekannt, dass die lybische Regierung unter Gaddafi jedem Ehepaar einen zinslosen Kredit gab (neben anderen Geschenken an die Bürger, wie unvergleichlich niedrigen Spritpreisen, die man sich leisten konnte, weil man auf einer Menge Öl saß). Noch weniger bekannt ist zudem, dass Gaddafis Ausstieg aus dem Weltbankensystem höchstwahrscheinlich der wahre Grund für den US-Angriffskrieg gegen Lybien war.
Nun mag man annehmen, dass das Geldsystem, wie es heute existiert, irgendwann mal mit den allerbesten Absichten entstanden ist und sozusagen nur auf Abwege geriet oder vermuten, dass die gleichen reichen Leute wie die, die heute von ihm profitieren, es absichtlich so eingerichtet haben, dass es die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgehen lässt.
Klar sichtbar ist jedoch, dass im Verlauf der Corona-Pandemie etliche kleine und mittelständische Betriebe untergingen, während die großen Konzerne wie Amazon Milliardengewinne eingestrichen haben.
Auch in Bezug auf dieses Thema lässt sich darüber streiten, ob das zufällige Nebeneffekte der Lockdowns sind oder gar eine Absicht dahinterstecken könnte. Schaut man sich an, wie viele Politiker sich mit Maskendeals und Ähnlichem bereichert haben, erscheint die Vermutung, dass die mittelständische Wirtschaft bewusst vor die Wand gefahren wurde, nicht mehr so absurd, wie sie zunächst klingen mag. Nimmt man dann noch hinzu, dass nach neuesten Forschungen, so u.a. einer Studie aus 2021 von John A. Ioannidis und Jay Battacharya (Stanford University) die Lockdowns in Bezug auf die Fallzahlen keine nachweisbaren Vorteile gebracht haben, dann drängt sich der Verdacht auf, dass sie entweder sehr kopflos angeordnet wurden – oder eben nicht der Schutz der Bevölkerung das Ziel war.
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