„Moderne Frauen spielen ein doppeltes Spiel, indem sie gleichzeitig traditionelle Rücksichtnahme und neue Anerkennung verlangen, indem sie auf ihre alte Magie und auf ihre jungen Rechte setzen. Man versteht, dass der Mann verärgert in die Defensive geht.“
Dieses Zitat stammt nicht von Jordan Peterson oder einem rechtspopulistischen Ideologen, sondern von Simone de Beauvoir.
Die Krise der Maskulinität, welche sich also offensichtlich schon zu de Beauvoirs Zeiten entwickelte und bis heute anhält und beständig kritischer wird, ist mit diesem Zitat recht gut zusammengefasst.
Maskulinität ist kein Wert, der an sich Entfaltung findet, sondern benötigt einen Gegenpart. Durch die Weigerung, diesen Gegenpart auszufüllen, haben Frauen wie de Beauvoir und ihren Nachfolgerinnen im Geiste gefolgt sind, eine Handvoll von Problemen verursacht, welchen die gegenwärtigen Männer mit verschiedenen Strategien begegnen. Die schwerwiegensten dieser Strategien sind die „Maskulinismus“- Bewegung, die „MGTOWs“ und die „Incels“, Männer, die nicht nur in die Defensive gehen, sondern den kompletten Rückzug antreten.
Aber auch der durchschnittliche Mann, der sich sehr wohl noch für romantische Beziehungen mit Frauen und Fortpflanzung interessiert, muss diverse Kompromisse eingehen: Viele versuchen das Angebot der Gleichberechtigung ernst zu nehmen, sich nicht über die Frau zu stellen und werden von den gleichen Frauen, welche die Chauvinisten und „Ewig- Gestrigen“ mit Begriffen wie „Rape- culture“, „toxic masculinity“ und „mansplaining“ als Verbrecher hinstellen, als Pantoffelhelden und Weicheier verlacht. Nicht wenige Männer haben seit der „sexuellen Befreiung“ der sechziger Jahre erleben müssen, wie Frauen das Machtverhältnis umkehren und – von der Überzeugung beseelt, verdiente Rache für Tausende Jahre des Patriachats auszuüben – sich zu rechthaberischen Dominas verwandelt haben, die im Minuten- oder gar Sekundentakt zwischen Opfer und Powerfrau wechseln können.
Die dabei von ihnen effektreich zur Schau getragene Schwermut erklärt sich vor allem aus der Tatsache, dass sich keines der Versprechen des Feminismus erfüllt hat. Statt Frauen zu ermutigen, sich zwar nicht mehr zum reinen Objekt der Begierde eines Mannes degradieren zu lassen, sondern als freier Mensch ihr Leben zu gestalten, wie sie es wünschen, mit oder ohne Mann und Kinder, fällt insbesondere ein Großteil der akademisch geschulten Frauen auf die Karrierefalle herein und bekommt nur noch ein Kind oder bleibt kinderlos, weil sie die Familienplanung zugunsten von Studium und Karriere immer weiter nach hinten verschieben.
In nicht wenigen Fällen meldet sich die „biologische Uhr“ erst dann, wenn es schon zu spät ist. Ab 35 Jahren gilt eine Schwangerschaft als „Risiko- Schwangerschaft.“ Wenn dann der Spagat zwischen Karriere und Kindern gelingt, fühlen sie sich dem Mann haushoch überlegen, weil sie etwas geschafft haben, das er natürlicherweise nicht anstreben kann.
Dieses Bild ist hoffentlich nicht repräsentativ und viel zu düster! Hoffentlich gibt es viele „moderne“ Familien, die es schaffen, dass beide Partner sich „selbst verwirklichen“ und gleichzeitig dafür sorgen, dass eine neue Generation heranwächst. Hoffentlich gibt es viele Paare, welche die Sache mit der Gleichberechtigung ernst nehmen, gemeinsam Entscheidungen treffen, sich die alltäglichen Aufgaben, die so anfallen, in ernsthafter Absprache aufteilen und eine Liebesbeziehung „auf Augenhöhe“ führen, in der keiner der beiden Partner sich vom anderen erstickt fühlt. Aber die Wahrnehmung der Gesellschaft, insbesondere durch die massive Thematisierung in den Medien, sieht anders aus.
Was also ist maskulin, was ist feminin? Der aktuelle Diskurs scheint darauf aus, beide Begriffe möglichst zu dekonstruieren, zum einen dadurch, dass die Bipolarität der Geschlechter geleugnet wird und so getan wird, als sei es normal, dass Menschen sich spontan dazu entscheiden, welche „Geschlechterrolle“, welche sexuellen Vorlieben und sogar welches biologisches Geschlecht sie annehmen wollen. Dass der größte Teil der Menschheit sich weiterhin als „Cis- Male“ bzw. „Cis- Female“, also in den „alten“ Rollenmustern verortet, erscheint den Kriegern der sozialen Gerechtigkeit ein Umstand, der möglichst zu beheben ist.
Ginge es diesen „Kriegern“ darum, Gerechtigkeit für Menschen zu schaffen, die tatsächlich nicht in dieses Muster passen, dann müssten sie ihren „Krieg“ in einer Gegenwart, in der sich die meisten Menschen nicht mehr daran stören, ob ein Fußballstar schwul ist oder der Nachbar ein Transvestit, eigentlich als „gewonnen“ erleben. Stattdessen geht der Kampf unerbittlich weiter und er wird weitergehen, bis es keine Männlichkeit und keine Weiblichkeit mehr gibt. Die Vordenker dieser Ideologie nutzen aus, dass normale Menschen annehmen, es ginge hier um Toleranz und soziale Gerechtigkeit. In Wahrheit geht es um die Erosion der positiven Werte von Männlichkeit und Weiblichkeit beiderseits, um die Zerstörung der Familie.
Der zweite Aspekt des aktuellen Diskurses ist nämlich, Männlichkeit als eine destruktive, ja krankhafte („toxic“) Eigenschaft zu deuten, welche sich durch Gewalttätigkeit, Gruppendenken und Herrscherkomplex äußert. Weiblichkeit dagegen wird als Schwäche gedeutet.
Beides, Männlichkeit und Weiblichkeit, werden also „dekonstruiert“, sprich: schlecht gemacht.