Viele Kinderlose oder Menschen, deren Kinder nicht mehr schulpflichtig sind, aber auch die allermeisten Eltern von Kindern im Schulalter, wissen nicht, wie es im deutschen Schulsystem tatsächlich zugeht.
Schon lange vor 2020 war das deutsche Schulsystem nicht mehr reformierbar. Inzwischen liest man fast täglich Artikel über Lehrermangel, mangelnde Ausstattung, Burn-Out bei Lehrkräften – die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen.
Strukturen und Zwänge
Das deutsche Schulsystem ist stark hierarchisch aufgebaut. Es gibt einen großen Druck für Lehrkräfte und alle anderen Beteiligten, sich der herrschenden Meinung unterzuordnen. Und es ist chronisch unterfinanziert.
Schulleitern wird beigebracht, ihr Personal ähnlich schlecht zu behandeln, wie es in der freien Wirtschaft leider auch passiert. Die in der Gesellschaft vorherrschende Ansicht, Lehrer hätten morgens Recht und nachmittags frei, stimmt so nicht mehr. Zweifelsohne können Lehrer minimalistisch arbeiten (stumpf nach Lehrbuch, etc.) und viele müssen das auch, weil gut vorbereiteter Unterricht umfangreiche Vorbereitung erfordert, die oft nicht möglich ist. Und es gibt auch schwarze Schafe unter den Lehrern, die den Beamtenstatus ausnutzen, um relativ leicht relativ gutes Geld zu verdienen. Die engagierten Lehrkräfte arbeiten aber seit Jahren über der Belastungsgrenze, wobei es nicht die der in der Schule verbrachten Zeit das Problem ist, sondern die systemischen Zwänge, die Korruption der oberen Etagen und die Unmöglichkeit guten Unterrichts bei Klassengrößen über 30 Schüler pro Klasse, mangelnder Ausstattung und umfangreichen, oft wenig sinnvollen, Nebenaufgaben wie die Neugestaltung von Lehrplänen, die meistens nur Flickschusterei ist.
Überall im Schulsystem wird von Fürsorge, Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagemnt gesprochen, das sind aber leider oft nur hohle Phrasen, die im Schulalltag keinerlei Wirkung entfalten. Jede Kritik aus der Lehrerschaft an den Zuständen wird von den vorgesetzten Behörden entweder vollständig ignoriert oder mit weiteren Phrasen wie Weisungsgebundenheit oder Neutralitätsgebot blockiert. Der aufgeblähte Beamtenapparat über den Leuten vor Ort (Schulämter, Schulaufsicht, Bezirksregierungen, Bildungsministerien) liefert immer neue realitätsferne Vorgaben, die dann irgendwie umgesetzt werden müssen, selbst wenn “an der Front“ ganz andere Probleme anstehen, wie Gewalt, Drogen, Waffen und Verwahrlosung der Schüler.
Kompetenzen und Ideologien
Die Lehrpläne sind angloamerikanisiert worden. Es zählen nicht mehr Inhalte, sondern „Kompetenzen“, welche die Schüler erwerben sollen. So wird nicht nur ein holistischer Lernprozess unmöglich gemacht, weil nicht die Entwicklung des Schülers in den Blick genommen, sondern seine „Kompetenzen“ abgefragt werden, sondern auch eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung aufgrund der Fülle der Kriterien verhindert. Das setzt sich in den ebenfalls nach angloamerikanischem Modell „Bologna“-reformierten „BA/MA“ Studiengängen fort, in denen die Studenten so mit Seminaren und Inhalten überladen werden, dass keine Zeit bleibt, sich mit einer Materie tiefer auseinanderzusetzen. Die Universitäten gehen daher schon lange davon aus, dass diese Studiengänge nicht mehr auf das selbstständige Arbeiten zum Erreichen eines Doktorgrades vorbereiten, so dass viele Doktorandenprogramme entstanden sind, wo weiterhin streng hierarchisch und ideologisiert oder immer häufiger in Kooperation mit Firmen marktorientiert geforscht wird.
Das führt zu einem jahrelangen „Bulimie-Lernen“, bei dem die Schüler und Studenten sich „Stoff“ oder eben „Kompetenzen“ aneignen, um Klausurfragen beantworten zu können. Diese Art des Lernens ist langfristig nicht sinnvoll, viele Abiturienten und selbst Studienabgänger beschreiben das Gefühl, in ihrer Ausbildungszeit eigentlich gar nichts gelernt zu haben, sich nicht an erlernte Inhalte erinnern zu können. Das streng ideologisch eingerahmte Lernen und der unglaubliche Druck vieler Lehrpersonen auf ihre Schutzbefohlenen, genau das zu sagen und zu schreiben, was sie hören wollen, führt auch dazu, dass die junge Generation in vielen Fällen zu unselbstständig ist, um Verantwortung zu übernehmen. Im Berufsleben hat sich parallel ein ähnlicher Trend entwickelt: Man spricht zwar von „flachen Hierarchien“ und Mitbestimmung von Arbeitnehmern, oft sieht die Realität aber so aus, dass auch Menschen in verantwortlichen Personen keine selbstständigen Entscheidungen treffen können, sondern einfach auszuführen haben, was von oben angewiesen wird. Genau darauf bereitet Schule allerdings recht gut vor.
Leistungs- und Konformitätsdruck
Schon in der ersten Klasse geht es los. Zwar gibt es noch keine Noten, aber viele, viele Aufgaben, die in genau der vorgegebenen Zeit und auf genau dem vorgegebenen Weg erledigt werden müssen. Entweder das Kind passt sich dem an oder es fällt aus dem Raster. Dann werden meist die Eltern dafür verantwortlich gemacht, die nicht genügend auf die „Lernwilligkeit“ des Kindes einwirken würden. Unzählige Studien zeigen, dass Grundschulkonzepte wie „Schreiben nach Hören“ völliger Blödsinn sind (und Eltern, deren Kinder so schreiben gelernt haben, wissen, wie viele Fehler die Kinder machen) und dass Lernen mit Freude und Motivation viel intensiver und gründlicher funktioniert. Wer Angst hat, lernt gar nichts, kann allerhöchstens das wiederkäuen, was ihm vorgegeben wird, durchdingt es aber nicht.
Mittlerweile legt über die Hälfte eines Jahrgangs in Deutschland das Abitur ab, was die Konkurrenz verstärkt, das Abitur entwertet und die Studiengänge dazu zwingt, ihre Ansprüche zu reduzieren. Trotzdem gibt es Abbruchquoten von 50-90% in verschiedenen Studiengängen. Viele Eltern und Lehrer vermitteln den Kindern den Eindruck, das Ablegen des Abiturs wäre das Allerwichtigste im Leben und die einzige Eintrittskarte in eine erfüllte berufliche Zukunft. Während dem Handwerk seit Jahren die Lehrlinge fehlen, tummeln sich an den Universitäten eine Menge junge Menschen, deren Stärke nicht das intellektuelle Lernen ist. Viele wären sicherlich in einem soliden Ausbildungsberuf glücklicher und könnten so relativ schnell Geld verdienen und in die Familienplanung gehen.
Während an den letzten Hauptschulen, den Real- und Gesamtschulen kulturelle Konflikte das Schulhofsgeschehen dominieren, gibt es an vielen Gymnasien einen großen Druck auf die Schüler, sich der oft aggressiv betriebenen „grünen“ Ideologie zu beugen. Klimawandel und Genderthemen stehen im Vordergrund und Schüler, die in Familien mit konservativen Werten aufwachsen, egal ob mit muslimischem oder sonstigem Hintergrund, werden als Störenfriede erlebt, welche den Fortschritt behindern und oft entsprechend behandelt.
Soziales Lernen und Verhaltenskontrolle
Nicht nur in den USA, auch in Deutschland gibt es eine Vielzahl von Programmen zum „sozialen Lernen.“ Diese Programme klingen auf den ersten Blick super: Mehr Klassenzusammenhalt, Hilfe bei der rationalen Entscheidungsfindung und der Berufswahl, Erziehung zu einem gelebten Demokratieverständnis und zu einem mündigen Bürger. Aber solche Programme können auch genutzt werden, um abweichende Meinungen zu marginalisieren, völlig normale Gruppenprozesse künstlich zu problematisieren oder Mobbingprozesse zu zementieren.
Einrichtungen wie Kopfnoten, Sozialpraktika, Streitschlichter und so weiter klingen ebenfalls auf dem Papier gut und sinnvoll, werden aber in der Praxis oft dazu verwendet, „erwünschtes“ Verhalten zu erzeugen und „Unerwünschtes“ zu bestrafen.
Ausländer und Behinderte
Der hohe Anteil an ausländischen Schülern führt aus diversen Gründen zu erheblichen Problemen in Schulsystem. Auch in Deutschland geborene Schüler sprechen oft schlechtes Deutsch, sprachliche Mängel werden in vielen Fällen bis zum Abitur nicht überwunden. Dabei geht die politische Forderung, es müsse schnell Deutsch gelernt werden, fehl. Das Problem ist meistens, dass die Kinder ihre eigene Muttersprache auf einem ähnlichen Niveau sprechen, wie wir die sprachliche Akrobatik des „Kiezdeutsch“ wahrnehmen. Im Klartext: Für einen gebildeten Türken hört sich das dann auf türkisch genauso asozial an, wie das Pendant im Deutschen in unseren Ohren klingt (“Alter! Ischwör, isch bin Bahnhof! Aba isch mussjez Haus.”). Kinder, die ihre Muttersprache auf einem hohen Niveau sprechen können, erlernen auch leichter Fremdsprachen und niemand wird eine Fremdsprache besser sprechen als die eigene Muttersprache.
Stattdessen wird das „Kiezdeutsch“ von „Wissenschaftlern“ noch als besonders kreative Form des Sprachspiels verniedlicht. Um komplexe Sachverhalte verstehen zu können, muss man aber gewisse sprachliche Fähigkeiten mitbringen. Der Begriff „didaktische Reduktion“ bezeichnet genau diesen Versuch, komplizierte Themen altersgerecht zu vermitteln. Reduziert man aber zu viel, kann man das Problem nicht mehr darstellen und es kann nicht verstanden oder gar gelöst werden.
Die Lösung für die Sprachprobleme kann nicht das „bussing“ sein, also Migrantenkinder mit dem Schulbus durch die halbe Stadt zu fahren, damit sie nicht an der Ghettoschule in ihrem Viertel, sondern am Gymnasium im Rotweingürtel lernen können. Die Idee des „bussing“ beinhaltet übrigens das Eingeständnis, dass ein hoher Ausländeranteil in den Klassen zu Problemen führt.
Analoge Probleme hat die „Inklusion“ gebracht, die gemeinsame Unterrichtung von behinderten und nichtbehinderten Kindern. Die Förderschulen, die in den letzten Jahren im großen Stil dichtgemacht wurden, hatten das Personal und die Ressourcen, sich um die besonderen Bedürfnisse lernbehinderter, sozial auffälliger und körperlich behinderter Kinder zu kümmern. Die Standardschulen, welche sich der Inklusion geöffnet haben, erhielten von der Politik das Versprechen, dass man sie personell und strukturell dabei unterstützen würde. Dieses Versprechen wurde nicht eingehalten. So wird nicht Toleranz und Verständnis gegenüber behinderten Menschen gefördert, sondern das Gegenteil.
Ideologien
Unterrichtet werden in vielen Schulen leider nicht mehr verschiedene Positionen und die kritische Auseinandersetzung damit. So wie Leute sich für kritisch und aufgeklärt halten, weil sie Informationen, die ihnen neu sind, bei den „Faktencheckern“ überprüfen und sich dann freuen, dass sie jedes Mal beruhigt werden, diese neuen Infos seien „Fake-News“, so gibt es im Schulsystem betonharte ideologische Säulen, die niemals infrage gestellt werden. Ob es das Thema Klimawandel ist, das Thema Genderismus und Sexualität, Rassismus, Organspenden, Evolutionstheorie, Europäische Union, Vereinte Nationen oder was auch immer, es ist von vorneherein festgelegt, welche Positionen vertretbar sind und welche nicht. Debatten werden in einem vorher festgesetzten Rahmen geführt, der kaum verlassen werden kann, ohne sich als „Unmensch“ oder Schlimmeres zu outen und dieser Rahmen ist in den letzten zehn Jahren immer enger gefasst wurden, wobei die Verengungen durch Corona- und Ukrainekrise die heftigsten waren.
Manche Lehrkräfte befinden sich genauso wie die Überprüfer von Fake-News bei den Faktenfüchsen in einem Zustand ideologischer Blindheit, der ihnen nicht erlaubt, aus dem Rahmen auszubrechen oder auch nur einen Schritt zurückzutreten und sich diesen Rahmen anzusehen. Man könnte sich dann trotzdem innerhalb des Rahmens positionieren, würde aber vielleicht mehr Toleranz gegenüber Positionen außerhalb des Rahmens entwickeln und eben auch anerkennen, dass ein gesetzter Rahmen existiert.
Fast alle Aufgaben, die „von oben“ vorgegeben werden, wie die des Zentralabiturs, sind stark ideologisiert. Vordergründig soll „kritisch überprüft“ werden, ob gendergerechte Sprache, Zensur von Wörtern in Kinderbüchern, die zur Zeit des Verfassens als normal, heute aber als „problematisch“ gelten oder bestimmte Bewertungen historischer Ereignisse ihre Berechtigung haben. Da die Antworten aber durch die Art und Weise der Aufgabenstellung und die Voreingenommenheit der Lehrkraft schon vorgegeben sind, versinkt die „kritische“ Betrachtung in ein Auswendiglernen dessen, was der Lehrer (bzw. das Schulministerium) hören möchte.
Zu den Corona-Impfungen und zur Ukrainekrise gibt es inhaltliche Vorgaben und Lehrkonzepte von den Ministerien. Bemerkenswert ist nicht nur, dass dieses Material ziemlich einseitig ist, sondern auch die Tatsache, dass überhaupt solche Vorgaben gemacht werden. So wird den Lehrkräften die Kompetenz abgesprochen, in Eigenverantwortung ihren Unterricht zu diesen Themen vorzubereiten, wie sie es zu anderen Themen dürfen und müssen.
Auf der anderen Seite wurden die Lehrkräfte mehrfach aufgefordert, jeden Dialog mit „Querdenkern“ zu verweigern, falls diese sich im Schulumfeld zeigen würden. Aber auch der Dialog mit den muslimischen Schülern wird von den Lehrern verweigert. Es wird einfach so getan, als gäbe es keine kulturellen Konflikte und keine unterschiedlichen Ansichten dazu, wie die Gesellschaft funktionieren sollte, weil man fürchtet als rassistisch wahrgenommen zu werden, wenn man die Probleme benennt.
Die Ignoranz gegenüber den widerstreitenden Werten wird als „Vielfalt“ umgedeutet, die Ignoranz gegenüber Gewalt, Drogenmissbrauch und Mobbing in den Schulen ist für viele Lehrkräfte und Sozialarbeiter zu einem Überlebenselexier geworden, weil sie absolut machtlos dagegen sind.
Während extreme Gewalt, Schulschwänzerei und fortgesetztes Mobbing Einzelner durch mehrere, selbst durch ganze Klassengruppen, verharmlost und selten geahndet wird, wenn diese Dinge von den „Richtigen“ begangen werden, stehen auf der anderen Seite gleich mehrere hochbezahlte pädagogische Fachkräfte zur Stelle, wenn die „Falschen“ versuchen, sich gegen das System, den Konformitätsdruck – oder die Mobber – zu wehren.
Maßnahmen und 180-Grad Wende
Begriffe wie „selbstbestimmtes Lernen“, „Persönlichkeitsbildung“, „individuelle Förderung“, „gewaltfreie Erziehung“ und „freiheitliche Pädagogik“ waren bis Anfang 2020 die Leitmotive des deutschen Schulsystems. Zwar waren die systemischen Zwänge auch da schon so drückend, dass keine dieser Ideen irgendeine reale Verwirklichung erfahren konnte, aber zumindest führten Lehrer, Schulleiter und auch die Schulbehörden diese Begriffe auf den Lippen.
Mit der Coronakrise ist das einfach sang- und klanglos weggefallen. Ein guter Teil der Lehrkräfte vermittelt ihren Schülern auf radikale und völlig unpädagogische Weise, dass sie diese für Virenschleudern halten, haben tatsächlich Angst vor ihnen, vor allem wenn sie unmaskiert, ungetestet und ungeimpft sind. Verstöße gegen die Maskenpflicht wurden zum Teil geahndet wie schlimmste Verletzungen der Schulregeln. Ordnungskonferenzen, die sonst, wenn überhaupt, nur bei anhaltendem gewalttätigem Verhalten einberufen wurden, Demütigung durch die Lehrkräfte und Schulleitungen, nicht nur gegenüber den Schülern, sondern auch gegenüber den als Querdenker einsortierten Eltern waren – und sind – an der Tagesordnung.
Und auch die letzte Säule – oder das letzte Lippenbekennntis – des deutschen Schulsystems, die Einstellung, dass man ja über alles reden könne, aber Gewaltlosigkeit und Frieden in der Welt als Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft nicht zur Debatte stehen, scheint gefallen zu sein.
Kindeswohlgefährdung und Amtsanmaßung
Eltern werden mittlerweile der Kindswohlgefährdung verdächtigt, wenn sie ihre Kinder, aus welchem Grund auch immer, nicht in die Schule schicken wollen. Nicht einmal die Angst vor Corona gilt als rechtfertigender Grund, die Schule nicht zu besuchen bzw. nur dann, wenn die Politik Schulschließungen anordnet, nicht aber, wenn Eltern sich sorgen, dass die Kinder sich in der Schule anstecken könnten. Die „Maßnahmen“ seien ein ausreichender Schutz, wird dann argumentiert. Dabei kann man die „Maßnahmen“ selbst kritisch hinterfragen. Ist das Tragen von Masken sinnvoll, ist die Massentestung Symptomloser sinnvoll? Und unter welchen Umständen wurden die Corona-Schnelltests an den Schulen durchgeführt.
Schule sollte dazu da sein, Kindern grundlegende Bildung zu vermitteln und darf auch einen Erziehungsauftrag in dem Sinne haben, dass den Kindern Respekt vor dem Andersdenkenden, gewaltfreier Umgang miteinander und ein Eintreten für den Frieden in der Welt vermittelt wird. Das deutsche Schulsystem erfüllt nicht nur diesen Erziehungsauftrag nicht mehr, indem tatsächlich nicht mehr für Frieden, Freiheit und Demokratie eingestanden wird, sondern für Krieg, Konformität und Tyrannei, sondern versagt auch kläglich darin, den Kindern die Grundfertigkeiten zu vermitteln, die sie für die eigene Bildung benötigen.
Sie können nicht nur immer schlechter lesen und schreiben, sondern auch nicht mehr rechnen, haben keine Ahnung von Geschichte, Politik und Erdkunde und sind zu einem guten Teil zu Bewegungslegasthenikern geworden. Das ist zwar hart und allgemein formuliert, aber Studien wie „PISA“ bestätigen leider, dass es tatsächlich sehr düster aussieht.
Fazit
Das deutsche Schulsystem ist nicht reformierbar. Würde man es durch ein klassischeres System wie in Polen oder der Ukraine oder der BRD der 50er Jahre ersetzen, dann würden den Kindern zumindest wieder Bildungsgrundlagen vermittelt. Würde man wie in Skandinavien die Klassengrößen erheblich reduzieren, zusätzliches Personal einstellen und sich auch mal mit den Ergebnissen der Lernforschung beschäftigen, um diese in der Praxis anzuwenden, müsste man die nächste PISA-Studie nicht fürchten. Würde man die Gründung freier Schulen nicht behördlich verzögern und Freilernergemeinschaften nicht kriminalisieren, dann könnten Elterninitiativen Alternativen für Kinder schaffen, die im Regelschulbetrieb untergehen.
Vielleicht könnte eine Wahlfreiheit angeboten werden, nicht im Sinne des dreigliedrigen Schulsystems, sondern in dem Sinne, dass Eltern sich verschiedene Schulen, Lernorte und Lernformen ansehen könnten und dann selbst entscheiden, wo sie ihr Kind wann anmelden oder ob sie es zu Hause unterrichten.
Der erste Schritt dazu wäre der Wegfall der Schulpflicht (die ja als Gebäudeanwesenheitspflicht durchgesetzt wird. Was während des Aufenthaltes in der Schule passiert, ist nachrangig.
Ein zweiter notwendiger Schritt wäre die Entbürokratisierung, die Entmachtung der Schulministerien und Bezirksregierungen und ihre Begrenzung auf eine helfende und beratende Funktion – im Gegensatz zu Kontrolle und Überwachung.
Das Studium des Lehramtes müsste von vielen unnötigen theoretischen Anteilen befreit und praxisorientierter gestaltet werden, das „Referendariat“ sollte nicht darin bestehen, dass Lehrer, die selbst keinen Unterricht mehr geben wollen, in stark gekünstelten „Unterrichtsbesuchen“, in denen der Lehramtsanwärter Showstunden gibt, welche den Unterrichtsalltag nicht widerspiegeln, nach Dingen suchen, an denen sie herummeckern können, sondern dass erfahrene Fachkräfte für die praktische Ausbildung der Junglehrer im Alltagsunterricht freigestellt werden.
Nicht Leistungs- und Notendruck, sondern Neugier und Forschergeist sollten der Motivator für die Schüler sein, sich zu bilden. Es ist natürlich leichter, Gehorsam zu verordnen, als durch Vorbild, Wissen und natürliche Autorität Kinder und vor allem Jugendliche in der „Null-Bock“ Phase dazu zu bewegen, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als Computerspielen und „TikTok“-Videos, gerade in Klassen, die aufgrund der seit 2015 andauernden Flüchtlingskrise und nun noch mehr durch die ukrainischen Gastschüler aus allen Nähten platzen.
Die beständige demagogische Überwältigung des Individuums ist die einzige Möglichkeit, ein so marodes Schulsystem wie das Deutsche aufrechtzuerhalten, ähnlich wie in multikulturellen Nationen (vgl. Jugoslawien, Irak, Syrien) nur ein Diktator dafür sorgen kann, dass die verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen sich nicht an die Kehle springen. Das ist aber kein Frieden, sondern Tyrannei.
Und aktuell funktioniert selbst das nicht mehr. Die Kinderpsychologen und Kinderärzte werden überrannt, auch in Schulen, in denen es vorher friedlich war, kommt es zu Gewaltausbrüchen zwischen den Schülern, die eklatante Respektlosigkeit des Lehrpersonals gegenüber ihren Schutzbefohlenen fällt in vielen Fällen jetzt auf sie zurück, wenn Kinder und Jugendliche sich das nicht mehr gefallen lassen. Aber keiner redet darüber, im Fernsehen geht es nur um den Krieg – und noch ein wenig um Corona.