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Gesellschaft

Warum scheitern so viele Ehen?

Johnny Depp und Amber Heard, zwei Schauspieler aus Hollywood, haben gerade vor Gericht eine wahre Schlammschlacht ausgetragen. Unter anderem erfuhr die Weltöffentlichkeit, dass Heard auf das gemeinsame Ehebett defäkiert hat, um Depp zu beschämen.

Nun ist dieser Fall des Waschens schmutziger Wäsche in der Öffentlichkeit und die geradezu fantastischen Umstände drumherum ein Markenzeichen der Hollywoodstars. Depp gilt als besonders exzentrisch und hat mehrere dementsprechende Rollen gespielt. Ist der „Heard/Depp“- Prozess also nur ein Einzelfall, eine Besonderheit oder die durch die mediale Berichterstattung für jeden sichtbare Spitze eines Eisbergs?

Die meisten Männer, die von seiner Frau oder Freundin betrogen worden sind, denken, dass sie irgendetwas falsch gemacht haben. Vielleicht haben sie sich nicht genug gekümmert, vielleicht waren ihre Fähigkeiten als Liebhaber mangelhaft, vielleicht sehen sie nicht mehr so gut aus wie vor fünf Jahren, etc. Jeder dieser Männer kann sich den Fall Depp (oder auch den Fall Brad Pitt) ansehen: Diese Männer, die als Schauspieler zu den erfolgreichsten Männern der Welt gehören, die Millionen Dollars mit einem einzigen Engagement verdienen und von Millionen Menschen als „Sexsymbole“ verehrt werden, wurden ebenfalls von ihren Frauen betrogen. Wenn dem millionenschweren, supergutaussehenden Schauspieler das Gleiche passiert wie dem „kleinen Mann“, dann ist die Idee dieses kleinen Mannes, er müsste nur erfolgreicher sein oder besser aussehen, um ein Fremdgehen seiner Angebeteten zu verhindern, vielleicht ein wenig verkehrt.

Was aber kann dann der Grund sein?

Es gibt die Theorie, dass Männer polygam, Frauen aber hypergam sind. Wie immer, wenn eine Theorie sagt „Männer oder eben Frauen sind so oder so“, geht es nicht darum, dass jemand behaupten will, alle Männer (oder Frauen) wären so, es geht darum, dass eine Mehrheit sich so verhält.

Aber was bedeuten diese Begriffe?

Polygamie heißt, dass die Männer von sich aus kein Problem damit haben, mehrere Frauen gleichzeitig zu lieben. Das liegt wahrscheinlich an dem evolutionären Imperativ, der den Männchen der meisten Spezies aufgibt, so viele Weibchen zu begatten wie möglich, um die eigene DNA möglichst weit zu verbreiten.

Hypergamie bedeutet, dass Frauen tatsächlich nur einen Mann gleichzeitig lieben können. Aber – und hier liegt das Missverständnis, wenn Frauen von „dem Einen“ sprechen – das bedeutet nicht, dass dieser eine Mann nicht durch einen anderen abgelöst werden kann, der als besser bewertet wird, zum Beispiel weil er mehr Geld oder Macht hat, besser aussieht, jünger ist oder mehrere dieser Faktoren gleichzeitig zusammenkommen. Auch dies lässt sich wahrscheinlich evolutionsbiologisch erklären: Das Weibchen ist evolutionär daran interessiert, den Mann mit den „besten“ Genen auszuwählen.

Auch wenn in unserer Gesellschaft schon lange ganz andere Regeln als die der Evolution wirksam sind, ja, die Technisierung dazu geführt hat, dass die Evolution mehr oder weniger ausgesetzt ist (weil nicht mehr bloß der „Stärkere“ überlebt), scheinen die evolutionären Mechanismen bei der Partnerwahl unbewusst weiter zu wirken.