Das Allermeiste, was wir von der Welt mitbekommen, erleben wir nicht direkt, sondern über die Medien, vor allem über bewegte Bilder, die wir im Fernsehen oder im Internet betrachten.
Die meisten Menschen nehmen diese Bilder kritiklos hin und bewerten sie gleichwertig mit Dingen, die sie selbst gesehen haben.
Allerdings gehen bewegte Bilder durch mehrere Schritte der Veränderung:
- Sie werden kommentiert
Es gibt kaum einen Sender, der einfach so, unkommentiert, Bilder von Geschehnissen vor Ort zeigt. Moderatoren kommentieren Bilder und erzeugen so einen bestimmten Kontext. So kann das gleiche Bildmaterial von Zusammenstößen auf einer Demonstration auf verschiedene Arten kommentiert werden, z.B. „Gewalttätige Demonstranten greifen die Polizei an“ oder „Polizei geht brutal gegen Demonstranten vor.“ Für den Zuschauer ist oft nicht herauszufinden, welcher Kontext stimmt, also z.B. ob die Demonstranten oder die Polizei die Zusammenstöße ausgelöst haben (oder sich das Geschehen „hochgeschaukelt“ hat).
- Sie werden ausgewählt
Je nachdem, welche Bilder von einem Ereignis gezeigt werden, aus welcher Perspektive sie aufgenommen wurden, usf., entsteht ein anderer Eindruck. Bei dem Beispiel mit der Demonstration kann es sein, dass ein Sender ausgerechnet die wenigen Szenen zeigt, in denen es gewalttätig wird, aber verschweigt, dass es überwiegend friedlich zugegangen ist oder umgekehrt, nur die harmlosen Bilder zeigt und verschweigt, dass es zu massiver Gewalt kam. Bei den „BlackLivesMatter“ Protesten wurden sogar die angezündeten Autos, Geschäfte und Behörden gezeigt, aber trotzdem davon gesprochen, die Proteste seien „mostly peaceful“ (überwiegend friedlich).
- Sie werden manipuliert
Es ist mittlerweile ganz leicht, Bildmaterial, auch bewegtes, zu verändern, das kann jeder mit einem handelsüblichen PC, den entsprechenden Programmen und dem Willen zur Täuschung. Wie viel Bildmaterial manipuliert ist, kann man schlecht abschätzen, aber es gibt viele Beispiele auch von großen Sendern und den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten, wo manipuliertes Material gezeigt wurde.
Aber wie unterscheidet man manipuliertes Material von nicht-manipuliertem?
Nun, das ist gar nicht so einfach. Zunächst schaut man sich an, wie verschiedene Medien (nicht nur ARD und ZDF, sondern auch alternative Medien, ausländische Sender, etc.) über ein Ereignis berichten, welche Bilder sie zeigen und wo die Unterschiede sind und bildet sich dann ein vorläufiges Urteil. Ein abschließendes Urteil lässt sich in vielen Fällen erst fällen, wenn die Nachricht nicht mehr „heiß“, nicht mehr aktuell ist, weil oft im Nachhinein weitere Informationen ans Tageslicht kommen.
Wer also auf „heiße“, aktuelle Nachrichten direkt reagiert, hat oft noch gar nicht alle nötigen Informationen zusammen.