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Ist Political Correctness ein marxistisches Werkzeug?

Auch wenn heutzutage viel über die sog. Political Correctness (PC) gesprochen wird, und so ziemlich jeder meint zu wissen, was damit gemeint ist, so stellt sich doch die Frage des Ursprungs dieser Geisteshaltung.

Eher nebulös wird gern auf eine politische Linke verwiesen, die den Begriff und die Inhalte geprägt habe. Aber um welche Linke geht es hier? Wann wurden die Grundzüge der PC erdacht, von wem und welche Inhalte sollen in Wirklichkeit umgesetzt werden – so sie denn von der allgemein gängigen Betrachtungsweise tatsächlich abweichen?

Begibt man sich also auf die Spurensuche, so landet man zum einen bei dem Italiener Antonio Gramsci, der marxistische Schriften verfasste. Am Bekanntesten ist seine „Theorie der kulturellen Herrschaft als Mittel der Klassendominanz“. Aus seiner Sicht musste ein neuer „Kommunistischer Mensch“ erschaffen werden, bevor eine politische Revolution möglich wäre.

Des Weiteren kommt man auf den Ungarn Georg Lukács. Er war ein Philosoph, Literaturwissenschaftler und –Kritiker. Laut Wikipedia war er ein „bedeutender Weiterentwickler einer marxistischen Philosophie und Theorie“.

Während der ungarischen Räterepublik von 1919 war Lukács stellvertretender Volkskommissar für Bildung und Kultur. Er glaubte, dass die Kulturrevolution das grundlegende Ziel sei, um die gesellschaftlichen Klassen gleichzustellen.

Alsbald stößt man, in Verbindung mit diesen beiden Namen, auf die sog. Frankfurter Schule, bzw. das Institut für Sozialforschung in Frankfurt/Main. Martin Jay, ein Historiker an der Berkeley Universität schreibt hierzu:

„Das Institut für Sozialforschung war eine Schöpfung von Felix Weil. Weil war ein junger Marxist, der seine Doktorarbeit über die praktischen Probleme bei der Verwirklichung des Sozialismus geschrieben hatte.

In der Hoffnung, verschiedene Strömungen des Marxismus zusammenzubringen, organisierte Weil 1922 ein einwöchiges Symposium (die Erste Marxistische Arbeitswoche), an dem Georg Lukacs, Karl Korsch, Karl August Wittfogel, Friedrich Pollock und andere teilnahmen. Die Veranstaltung war so erfolgreich, dass Weil die Errichtung eines Gebäudes und die Finanzierung der Gehälter für ein ständiges Institut in Angriff nahm.“

Auf der Basis des Gedankenguts von u.a. Gramsci und Lukács entwickelte die Frankfurter Schule nun etwas, das sich „Kultureller Marxismus“ nannte. Zielsetzung war, die Schriften Gramscis weiter zu entwickeln und Fragestellung „Wer soll uns vor der westlichen Zivilisation erretten?“

Bekannte Mitglieder der Frankfurter Schule waren Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Erich Fromm, Leo Löwenthal, Herbert Marcuse und Friedrich Pollock. Sie entwickelten die Schriften/Bücher „Kritische Theorie“ und „Dekonstruktivismus“, die schlussendlich in die Politische Korrektheit mündeten.

Was wollten die Mitglieder der Frankfurter Schule nun mit dem Kulturellen Marxismus, bzw. der PC erreichen? Dazu erst einmal eine Begriffserklärung:

Der Begriff „Kultureller Marxismus“ kann allgemein als innergesellschaftlicher Kampf verschiedener Ethnien, Kulturen, Geschlechter und sexueller Ausrichtungen gegeneinander verstanden werden. Es wird davon ausgegangen, dass westliche Weiße mit ihrer Lebensweise und Ansichten andere Ethnien und Kulturen unterdrücken, sowie andere Geschlechteridentitäten (neben Mann und Frau) und sexuelle Ausrichtungen neben der gewohnten Hetereosexualität ablehnen.

Es wird angenommen, dass nicht-weiße Ethnien, andere Geschlechteridentitäten (neben Mann und Frau) und andere sexuelle Ausrichtungen (neben der gewohnten Heterosexualität) gesellschaftlich und strukturell unterdrückt werden. Dieses vermeintliche System der Unterdrückung wollen “Kulturelle Marxisten” bekämpfen, in der Hoffnung die Gleichheit zwischen den verschiedenen Menschen zu erreichen.

Mithilfe des Kulturellen Marxismus sollten also die verschiedenen Klassen der Menschen gleichgestellt werden, wobei der Zweck für viele Denker und Akteure in sozialistischen Systemen oft die Mittel heiligte. Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber hat zu den Ansichten des Marxismus auf der Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung folgendes geschrieben:

„Längerfristig gesehen plädierten Marx (und Engels) für die Abschaffung des Staates durch ein langsames Absterben im Rahmen des Übergangsprozesses vom Sozialismus zum Kommunismus. Gleichwohl sollte am Beginn dieser Entwicklung die Etablierung eines autoritären Staates zur Überwindung der bürgerlichen und kapitalistischen Gesellschaftsordnung stehen.“

Im Weiteren wird ausgeführt:

„So unterteilten Marx (und Engels) die Gesellschaft auch in eine entscheidende „Basis“, also die ökonomischen Beziehungen und die wirtschaftliche Struktur, und in den sekundären „Überbau“, also Kultur, Moral, Politik und Religion.

Es geht ihnen dabei um die

„einfache Tatsache, dass die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können; dass also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben“.

Demnach bedinge die „Basis“ kausal den „Überbau“. Also führe ein ökonomischer auch zu einem politischen Wandel: „Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsam oder rascher um.“

Zusammengefasst, erreicht man eine klassenlose Gesellschaft also erst einmal durch einen autoritären/totalitären Staat und durch die Veränderung der „Basis“ – der Ökonomie – desselben. Aber wie sieht ein klassenloses System überhaupt aus? Wie würde es auf der Welt für uns weitergehen? Zu letzterem treffen Marx (und Engels) selber keine klaren Aussagen, wie Pfahl-Traughber schreibt:

„Darin (im Werk von Marx und Engels) findet man auch keine genaue Beschreibung des Weges hin zu einem sozialistischen System oder der Gegebenheiten in einer angestrebten klassenlosen Gesellschaft. Hierzu äußerten sich beide eher allgemein und kursorisch.“

Engels spricht sich in „die Entwicklung des Marxismus von der Utopie zur Wissenschaft“ deutlich gegen eine zu klare Formulierung des kommunistischen Endzustands aus. Ein solcher utopischer Entwurf sei unwissenschaftlich. Trotzdem wird nicht nur eine gewaltsame Revolution (Klassenkampf, d.h. Enteignung und Ermordung der Bourgeoisie gefordert, sondern auch eine Umerziehung der Proletarier (Arbeiter) zu Menschen, die nicht mehr dem Kapital verpflichtet sind, also keinen Geiz und keine Gier kennen, aber auch über kein Privateigentum verfügen, keinem Eigeninteresse folgen.

Auch bei den heutigen Verfechtern der Political Correctness kann man keine genauen Angaben dazu finden, wie der utopische Zustand im Endeffekt aussehen soll, von Marketing-Sprüchen wie „You will own nothing, but you will be happy“ („Du wirst nichts besitzen, aber glücklich sein“).

Gibt es nun aber in der heutigen Zeit Anzeichen, dass die Politische Korrektheit, als Zeichen des kulturellen Marxismus, auf autoritäre, bzw. totalitäre Art und Weise versucht, unser gesellschaftliches System zu ändern? Einige interessante Aussagen hierzu findet man auf der Seite des „Austrian Institute for Economics & Social Philosophy“. In einem Artikel über Political Correctness geht der Autor auch auf den bereits oben genannten Herbert Marcuse und seine Thesen ein:

„Überwunden werden könne die bürgerliche Gesellschaft, so Marcuse, nur mittels einer „linguistischen Therapie“. „Das etablierte Vokabular“, so Marcuse, „diskriminiert die Opposition von vornherein“. Man müsse daher zu einem „semantischen Krieg“ oder einer „sprachlichen Rebellion“ ansetzen. Dabei ginge es um „die Anstrengung, Wörter (und damit Begriffe) von der nahezu totalen Entstellung ihres Sinns zu befreien […]. Gleichermaßen muss das soziologische und politische Vokabular umgeformt werden: es muss einer falschen Neutralität entkleidet werden“. Ganz in diesem Sinne betont Herbert Marcuse auch, „dass die Verwirklichung der Toleranz Intoleranz gegenüber den herrschenden politischen Praktiken, Gesinnungen und Meinungen“ erfordert.

Die erzwungene Politische Korrektheit hat bereits Einzug in unser aller Leben gehalten. Sie wird an allen Universitäten gelehrt, von der Politik verwendet und bereits den Kleinsten näher gebracht. Wer sich nicht an ihre Regeln halten möchte, der findet sich schnell am Rande der Gesellschaft wieder und übt sich deshalb lieber gleich in Selbstzensur, wie schon RP-Online 2016 erkannte. Bei den wenigen Zeitgenossen, die sich trotzdem nicht der PC bedienen und nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten, wird alsbald die sog. Cancel Culture zum Tragen kommen: „Den Kritikern wird die öffentliche Plattform entzogen“, heißt es auf Wikipedia.

Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft sogar gegen Comedians, deren Witze angeblich diskriminierend und „hate speech“ sind.

Nicht jeder findet derben Humor gut, aber bisher galten auch Witze auf Kosten anderer als von der Meinungsfreiheit gedeckt. Eine kleine Internetrecherche fördert schnell weitere „gecancelte“ Menschen zu Tage, z.B. solche, die sich nicht mit der Corona-Strategie der Bundesregierung einverstanden erklärt haben und deshalb Ärger mit ihren Arbeitgebern oder sogar dem Staatsschutz bekommen haben, wie der Virologe Alexander Kekulé oder der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi.

Aber nicht nur beim Thema Corona schlägt der Zensur-Hammer mittlerweile zu, auch das Thema des Genderns, der Flüchtlingsproblematik oder der aktuellen Energiepolitik unserer Bundesregierung, ist mittlerweile vermintes Terrain.

Zudem ist Zensur auch nicht das einzige Mittel, das angewandt wird um andere Meinungen zu unterdrücken. Leider wird heutzutage schnell das Urteil des „Rechtsradikalismus“ in den Raum gestellt. Ein Urteil, gegen welches man sich letztendlich kaum noch wehren kann. Denn wer spricht noch mit einem vermeintlich Rechtsradikalen und bietet ihm die Möglichkeit der Rehabilitation? Bezüglich der PC hat der studierte Mediziner und Schriftsteller Theodore Dalrymple hat sich einmal so geäußert:

„Politische Korrektheit ist kommunistische Propaganda im Kleinen. Bei meinem Studium der kommunistischen Gesellschaften bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Zweck der kommunistischen Propaganda nicht darin bestand, zu überzeugen oder zu informieren, sondern zu demütigen; und deshalb war es umso besser, je weniger sie der Realität entsprach. Wenn Menschen gezwungen werden, zu schweigen, wenn ihnen die offensichtlichsten Lügen erzählt werden, oder noch schlimmer, wenn sie gezwungen werden, die Lügen selbst zu wiederholen, verlieren sie ein für alle Mal ihren Sinn für Redlichkeit. Die Zustimmung zu offensichtlichen Lügen bedeutet, mit dem Bösen zusammenzuarbeiten und in gewisser Weise selbst zum Bösen zu werden. Die Fähigkeit, sich gegen etwas zu wehren, wird so ausgehöhlt und sogar zerstört. Eine Gesellschaft von entmannten Lügnern ist leicht zu kontrollieren. Ich denke, wenn man sich die politische Korrektheit ansieht, hat sie die gleiche Wirkung und ist auch so beabsichtigt.“

Die Politische Korrektheit schafft also ein Klima der Unsicherheit und Ängstlichkeit in der Bevölkerung. Zum einen traut man sich nicht mehr sich offen und ehrlich zu äußern und zum anderen wird ein Keil zwischen die unterschiedlichen Menschengruppen getrieben.